Köln/Felix Sturm Boxcenter: Die jüngste Vergangenheit zeigte, was auch immer Felix Sturm für die Zukunft plante, warf bei dem ein oder anderen große Fragen auf, Polarisation, Missgunst, schlechte Kritik seitens anderer Online-Portale, fragwürdige Behauptungen etc. Insbesondere Artikel mit Bezug auf den WBA Weltmeister Golovkin wie, "Ein Pferd springt nur so hoch wie es muss!" oder, "Sturm hat panische Angst vor Golovkin" sind nur zwei Beispiele dafür. Es ist auch kein großes Geheimnis das Felix Sturm in Sachen Profi-Boxen die Plattform Deutschlands für verbale Attacken und Herausforderungen ist. Er ist die Nummer 1; der Superchamp im Mittelgewicht Für mich Grund genug der Sache auf den Grund zu gehen um einiges klarzustellen.
Für ein Interview habe ich Felix Sturm in seinem Kölner Gym besucht. In der Hoffnung mit all den Vorurteilen, bösen Zungen, und vor allem mit Mutmaßungen, falschen Tatsachen und Spekulationen aufzuräumen. Das Team mit Gespann Felix Sturm, Roland Bebak (Manager), Clive Salz (Trainer) sowie Enno Werle (Cutman) haben mir Rede und Antwort gestanden. Womit ich mich gleich im Vorfeld für die recht angenehme Atmosphäre und lockerem Gespräch bedanke.
Sini Ivanisevic: Felix, wie läuft das mit deiner Ernährung ab, wie geht Clive da vor?
Felix: Ich kenne Clive nun sieben Jahre. Er kennt meinen Körper ganz genau und weiss was für ihn gut ist. Das heißt das ich mich strikt an seinen Ernährungsplan halte. 14 Kilo abzunehmen geht nun mal nicht mit Pizza essen. Da ist der Clive sehr konsequent. An meiner Körperform erkennt er ob ich mich an den Ernährungsplan halte oder nicht, gut drauf bin oder nicht. Selbst wenn mein Schweiß anders riecht ist das ein Zeichnen für ihn das da was nicht stimmt. Da ist er Top, ein Vollprofi. Aber auch ein Schinder. Der hat immer wieder irgendwelche neue Methoden auf Lager die wir im Training praktizieren. Es ist unglaublich wie sehr die Ernährung mit dem Sportler verbandelt ist was sich dann auch im Kampf auswirkt. So vielen Profis passiert es, dass die Kondition darunter leidet. Dementsprechend, sieht das Ergebnis aus.
Enno: Gewichtsabnahme ohne Substanz zu lassen ist die große Kunst. Es ist kein Problem in einer Woche 10 Kilo zu verlieren, aber ich garantiere, dass man nach dieser einen Woche sich selbst nicht mehr aus dem Stuhl heben kann.
Sini Ivanisevic: Was motiviert dich am meisten beim Boxen?
Felix: Das bin ich selbst. Geld ist nicht die Motivation. Klar, sie ist Bestandteil all dessen, aber nicht primär. Das bin nur ich selbst. Ich habe schon immer sehr hart für mich trainiert. War von daher sehr zielstrebig und habe dies auch nie aus den Augen verloren. Ich boxe gerne und boxe aus Leidenschaft. Viele Leute schätzen mich da auch falsch ein. Über diese sogenannten Boxexperten ärgere ich mich ein wenig. Wie können irgendwelche Leute behaupten das Sie Ahnung vom Boxen haben, aber nie selbst im Ring standen, noch einen Weltmeister hervor gebracht oder sonst was haben? Mit denen diskutiere ich erst gar nicht. Egal wenn ich geboxt habe, hatten die Leute was zu maulen. Nehmen wir Sebastian Sylvester, den habe ich 12 Runden durch den Ring geprügelt. Da hieß es es war eine knappe Kiste. Bei de la Hoya wäre ich eine Gewichtsklasse zu hoch. Aber das ist der Tribut den man dafür zahlen muß wenn man erfolgreich ist.
Sini Ivanisevic: Böse Zungen behaupten das der letzte Kampf ein Flop, der Gegner zu schwach und nur der Name groß war.
Enno: Der war nicht zu schwach. Der war auch nicht einfach zu boxen. Er hatte sehr gute Jabs die man nicht einfach so verharmlosen darf.
Felix: Wer behauptet denn der Gegner war zu schwach? Es gibt im Boxen eine alte Weisheit: Man ist nur so gut wie der Gegner es (man es auch) zu lässt. Ich habe Hearns keine Luft gelassen. Warum hat den Oscar nicht unbedingt glänzen können? Warum haben die ganzen Leute gegen mich nicht gezaubert? Ganz klar, ich habe Ihnen keine Luft zum atmen gelassen. Ich möchte das ein für allemal klarstellen. Wir haben nach potenziellen Gegnern gesucht. Alle wollten nicht kämpfen! Womit ich nun reibungslos zum nächsten Punkt kommen werde... Golovkin. Viele sagen ich hätte Angst gegen Ihn zu kämpfen was totaler Blödsinn ist und war. Ich erkläre warum. Golovkin tritt gegen Kassim Ouma an. Wir haben mit der WBA gesprochen und die haben uns ganz klar zu verstehen gegeben das er dann gegen Hassan N´Dam N´Jikan verteidigen muss. Das ist aber dann nicht mein Problem das er das machen muss. Hassan N´Dam N´Jikan ist Interims-Champion. Aus der Partie Golovkin vs. Ouma oder Hassan N´Dam N´Jikan werde ich gegen den Gewinner antreten. Mir ist es egal wen ich von denen boxe.
Damals schon hatte mich Oleg Herrman gefragt ob ich gegen Golovkin kämpfen wollen würde. Ich sagte nein, aber warum? Damals befand ich mich im Rechtsstreit mit Universum was er auch wusste und im Endeffekt eingesehen hatte. Das hätte er sich doch denken können das ich gerade zu diesem Zeitpunkt nicht gegen einen Universum-Boxer antreten würde.
Man darf eines nicht vergessen. Golovkin war eine Ausnahme als Amateur. Hat aber bei den Profis nicht viel gerissen. Er hat noch keinen aus den Top 30 geboxt. Er wurde Weltmeister und hat der Nummer 15 der WBA-Ranking den Titel abgenommen. Er ist stark, keine Frage. Aber bevor er so hohe Wellen schlägt, soll er erst mal große Namen im Profi-Bereich boxen. Dann können wir weiterreden. Ich habe mich deswegen nicht vor der Presse gerechtfertigt da es nicht zur Debatte stand gegen Golovkin anzutreten. Wenn es soweit ist, darf er sich bemerkbar machen. Dann werde ich den sogenannten Boxeperten zeigen wie stark der Junge wirklich ist. Viele haben schon behauptet das sie mich mit Ihrem harten Punch niederstrecken würden. Und was war im Endeffkt? Nichts! De la Hoya hatte eine linke wie der Tritt eines Pferdes. Bin ich untergegangen? Nein! Von daher ist das total Banane darüber zu sprechen wer einen harten Punch und wer keinen hat. Jeder Gegner ist anders zu handhaben. Das sollte jedem klar sein. Es ist immer individuell auf jeden selbst abgerichtet wie er seinen Gegner beherrscht.
Gutes Beispiel hierfür. Bombardiere ich man jemanden vier, fünf Runden lang, kann das eine harte Nummer werden. Viele der anderen Boxer die das im Fernsehen mit anhsehen denken, dass sie das durchstehen würden und fangen dann mit Ihrer Feierabendphilosophierei an. Aber wenn Sie dann mit mir im Ring sind und ich Sie angreife, vergeht Ihnen ganz schnell das großkotzige Gehabe. Dann merken Sie das es doch etwas anderes ist gegen mich zu boxen.
Ich weiss ja nicht was in den Köpfen der Leute vorgeht? Alle wollen mich vom Thron runterreissen was ja auch verständlich ist. That's the Name of the Game. Sollte es Ihnen schliesslich gelingen, was dann? Das sie dadurch Millionen verdienen, vielleicht sogar meine Sponsorenverträge übernehmen werden? Heute sind sie vielleicht populär, morgen aber kennt man nicht mal mehr Ihren Namen. Das ist totale Dummheit, wenn das einer von denen glauben sollte.
Ein weiterer Hammer. Dominik Britsch nimmt bereits meinen Namen in den Mund. Er wolle gegen mich antreten. Wie kann man nur so viel Müll ablassen um auf sich aufmerksam zu machen? Alle benutzen meinen Namen um in den Fokus zu geraten. Sylvester z.B. haben wir großes Geld geboten. Aber nie wieder was von ihm gehört. Sind nach Berlin geflogen um den Vetrag wasserdicht zu machen. Die dachten allen ernstes wir würden das nur dahersagen und nicht das nötige Kleingeld haben. Als die gemerkt haben das wir damit ernst machen, wurde denen auf einmal ganz anders. Ebenso hätten wir auch gegen Martinez geboxt. Das Angebot seitens von HBO lag uns vor. Diese wiederum besagte das der Austragungsort die Staaten hätten sein müssen. Aber da machte SAT1 nicht mit. Wir pulvern doch nicht so viel Kohle in die Veranstaltung, damit diese in Amerika ausgestrahlt wird. Und genau das ist es was ich meine. Da stecken so viele Kleinigkeiten in einer Sache die andere überhaupt nicht mitbekommen. Schwingen aber große Reden wie die Politiker. Wir hätten gerne gegen Martinez geboxt, aber wir können nicht in den USA boxen! Da es vertraglich seitens von SAT1 so ausgelegt ist das wir die ersten fünf bis sechs Kämpfe in Deutschland machen müssen!
Sini Ivanisevic: Wie erklärst du dir das die Leute nicht gegen dich antreten wollen?
Enno: Es ist sein Kampfstil. Einer der unbequemsten den man boxen kann. Er hat eine mörderische Rechte. Dazu kommt noch das er in einer absoluten Topverfassung ist. Bestes Beispiel war der letzte Kampf. Es sah seitens von Hearns gut aus, aber was nützt es dir wenn du nicht die Luft zum Atmen bekommst. Von der ersten bis zur letzten Runde einen Vorwärtsmarsch hingelegt bekommst?
Felix: Genau. Ich pushe unheimlich. Meine Luft reicht bis weit nach oben. Das mir in den meisten Fällen einen wahnsinnigen Vorteil verschafft. Und dann kommt der Punkt an dem ich die Gegner knacke.
Sini Ivanisevic: Mit Matthew Macklin hab ihr euch einen starken Gegner gesucht.
Clive: Wir suchen uns immer starke Gegner. Allerdings gestaltet sich die Gegnersuche etwas schwierig.
Roland: Wir haben sogar in den Staaten angefragt. Wenn wir Sturm Promotion erwähnen wird großes Interesse gezeigt. Allerdings ist dieses Interesse mit großen Vereinbarungen überschattet. Die wollen nicht nach Deutschland kommen. Wir haben viele angesprochen. Hast du dann endlich einen, sickert es an Öffentlichkeit das Sturm angefragt hat und plötzlich schießt der Preis in die Höhe. Bevor alles unter der Haube ist, wird es an die große Glocke gehängt. Eine Option war Zbik. Von uns lag der Vetrag bei Kohl fertig auf dem Schreibtisch. Allerdings konnte der Vetrag nicht unterschrieben werden da die WBC eine Pflichtverteidigung von Zbik gefordert hat. Kohl versuchte alles mögliche um den Sturmkampf primär antreten zu können. Die WBC hat leider nicht eingelenkt. Im Endeffekt wäre unser Kampf für Kohl lukrativer gewesen. Sebastian Sylvester war auch eine Option. Wir hatten mit Sauerland gesprochen haben aber nie wieder was von Berlin gehört. Andere wiederum sagen das wir Arthur Abraham boxen sollen. Ich frage mich dann allen ernstes weswegen wir das tun sollten? Wenn er das Ding gegen Andre Ward verliert, hätte er einen Hattrick im "Verlieren" hingelegt. Dann soll er eine Chance bekommen um die Krone zu kämpfen? Was für eine wahnsinns Idee.
Sini Ivanisevic: An dieser Stelle bedanke ich mich nochmal für das ausführliche Interview und wünsche für den bevorstehenden Kampf gegen Macklin alles Glück der Welt.
Fazit: Man kann sagen was man will, man darf behaupten was auch immer man will. Felix Sturm ist keiner der sich in die Ecke drängen oder in eine Schublade stecken lässt. Vom Ehrgeiz angespornt ist er mit recht da wo er sich momentan befindet. An der Weltspitze. Felix Sturm ist nicht nur erfolgreicher Boxer sondern auch knallharter Geschäftsmann mit genauen Ambitionen. Er hat ganz klar und deutlich verlauten lassen was Status Quo ist. Eine Menge Leute werden sich bei ihm entschuldigen müssen. Er wird all diejenigen Lügen strafen die mit hinterhältiger Mundpropaganda versuchen ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen um ihn schlecht dastehen zu lassen. Wer auch immer an der Himmelspforte klopft und sich für einen Kampf anbietet, er bestimmt der letzte wäre dem nicht zu zustimmen. Das Team das er um sich vereint hat, darf und kann er sich getrost sicher fühlen. Ein Profilager par Excellance wie es sich jeder Profi-Boxer nur wünschen kann.
* Online news vom 11. Mai 2011
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